Als wir nach Ägypten ausgewandert sind, stand ganz oben auf der to do Liste, den Tauchschein zu machen. Wir hatten keine Erfahrung doch viele Taucher, die wir in Deutschland kennengelernt hatten, sagten uns immer dasselbe: Wir haben auf der ganzen Welt getaucht, doch die schönsten Tauchplätze sind am Roten Meer. Warum? Das wollten wir erkunden.
Tauchen war für mich schwimmen unter Wasser
Doch die Theorie besagte etwas anderes: Ich soll im Wasser schweben! Dafür muss man sich mit dem Jacket austarieren, was bedeutet, sie soweit mit Luft zu füllen, dass man im Wasser steht. Aha, da bin ich doch mal gespannt, wie ich das in der Praxis umsetze. Zwei Faktoren bereiteten mir dabei Probleme:
1. Man braucht Fingerspitzengefühl
2. Man muss physikalische Gesetze beachten.
Das Zuführen oder Ablassen von Luft im Jackett wird durch ganz kurzes betätigen des Inflaters gesteuert und man muss den richtigen „Knopf“ betätigen, das ganze also mit Fingerspitzengefühl.
Wenn man in die Tiefe geht, wird der Druck von außen höher, also die Luft im Jackett zusammengepresst und somit „weniger“. Das bedeutet: willst du langsam sinken, musst du Luft in das Jacket geben, willst du langsam aufsteigen, musst du Luft aus dem Jackett lassen. Laut meiner Logik vollkommen paradox!! Doch Frauen und Logik – zwei Welten prallen aufeinander!
So kam es, wie es kommen musste beim ersten Tauchgang. Mit wenig Fingerspitzengefühl drückte ich auf meinen Inflator mit dem Ergebnis, wie ein Michelinmännchen auf dem Wasser zu schwimmen. Das war der falsche Knopf. Also nochmal und schwupp, ging es nach unten. Wieder Luft ins Jacket, nach oben. Luft raus, nach unten. Ich kam mir vor wie ein Jo Jo. Meine Tauchlehrerin konnte das Elend nicht mehr ertragen und half mir, ein Gefühl für die Luftschleuse zu bekommen.
Dank der Geduld der Tauchlehrerin und auch meines Ehrgeizes habe ich das Tarieren gelernt und mit einem Spezialkurs auch wirklich perfektioniert. Heute kann ich die Schönheit der Unterwasserwelt schwebend genießen. Ich denke, dieses Gefühl muss der Schwerelosigkeit im Weltall sehr nahe kommen.
Das Tauchen im Roten Meer unterscheidet sich zum Tauchen in anderen Regionen durch folgende drei Punkte:
1. Qualität und Service der Tauchbasen
2. Sicht und Temperatur im Meer
3. Artenvielfalt
Bei Tauchbasen verfügen über ausgezeichnetes Equipment und gute Guides. Bei den IDive begrüße uns die Basisleiter Carlo und Erika, beide Italiener; bei den Eagel Ray Divers
Tanja
und Volker, beides Deutsche. Selbstverständlich werden sie alle von ihrer Crew unterstützt, die auch weitere deutschsprachige Guids haben, was unter Wasser zwar nicht wichtig ist, jedoch für diejenige, die vielleicht einen Tauchschein machen wollen, ein wichtiger Hinweis!
Alle Tauchbasen sind inzwischen an ein Hotel angeschlossen und je nach Lage, läuft man mal mehr und mal weniger weit bis zum Strand. Ein Tauchtag am Roten Meer bedeutet immer, auf einem voll ausgestatteten Boot, welches zwischen 10 und 30 Personen fasst, manchmal sogar Safariboote sind, einen Tag auf dem Meer zu verbringen, inclusive Verpflegung.
Tipp:
Bei den Idivers haben wir noch einen unschlagbaren Pluspunkt: Man kann direkt vom Strand aus am Hausriff tauchen. Dafür gibt es keine Verpflegung, da die Gäste meist im Hotel wohnen und dort ihr Essen und Trinken im Rahmen des all inclusives haben.
Bei den Eagle Ray Divers ist das Hotel nicht in Betrieb, sodass man nach einem Tauchtag auf der Basis sein Dekobier gemeinsam trinken kann.
Ein Tauchtag auf dem Boot
Los geht es gegen halb neun, etwas früher, wenn man noch Anzug und Jacke anprobieren muss. Man bekommt seine Kiste mit seinem Equipment auf das Boot getragen, hat genügend Platz und Zeit, seine Pressluftflasche zu präparieren um dann entspannt die Fahrt zum ersten Spot am Sonnendeck zu genießen. Kaffee, Tee und Wasser sind im Preis immer inclusive. Die Fahrten zu den Tauchspots dauern zwischen 40 und 50 Minuten. Kurz vor Ankunft läutet die Schiffsglocke und es folgt das Briefing. Danach kann man sich in Ruhe umziehen.
Beim Anlegen der Tauchflasche und der Flossen steht immer ein Mitarbeiter vom Boot zur Verfügung. Wer Probleme mit dem Rücken hat oder Behindert ist, kann sich auch auf die Hilfsbereitschaft der Mannschaft verlassen: Das Jacket mit Flasche wird in diesem Fall zum Bootsrand gebracht, wo man im Sitzen diese dann angezogen bekommt.
Die Tauchguides kennen ihre Reviere gut und machen auf Fische aufmerksam, die nur ein geschultes oder routiniertes Auge erkennt:
Steinfisch, Oktopus, Schnecken, Krokodilfisch oder versteckte Feuerfische und Moränen. Sie kennen Höhlen und machen bereits beim Briefing auf die Besonderheiten aufmerksam. Da die Tauchflaschen immer mindestens mit 200 bar gefüllt sind, kann man sich auf einen mindestens 50 minütigen Tauchgang einstellen. Wenn die Luft zu schnell ausgeht, ist der Guide mit dem "Oktopus" zur Stelle und hilft aus.
Da in Ägypten fast immer die Sonne scheint, ist die Sicht im Meer hervorragend. Die Tauchgänge werden so geführt, das die Sonneneinstrahlung berücksichtigt wird und man die Farbenpracht der Unterwasserwelt genießen kann. Korallen in grün, gelb, lila oder blau sind für uns der Ausgleich zu der fehlenden Blütenpracht von Europa. Die bunten Schwarmfische oder Clownfische, das satte gelb der Falterfische und die gemusterten Papageienfische, die man beim Nagen an den Korallen beobachten kann, ist
großes Kino.
Bitte, haltet die Regel ein: Es wird nichts im Meer berührt! Die Steinfische (giftig) liegen in den Korallen bewegungslos und perfekt getarnt. Auch den Red Sea Walker (giftig) erkennt man nur, weil eine Spur am Meeresboden zu ihm hinführt. Die erfahrenen Guids wissen, wo sich Moränen und die dazugehörigen Putzerfische verstecken. Und wenn man Lust hat, kann man selbst den Mund öffnen und sich von diesen die Zähne säubern lassen.
Der
Oktupus ist das Chamälion
unter den Meerestieren. Er passt sich nicht nur farblich seinem Untergrund an, sondern auch mit seiner Oberfläche.
Die Stunde unter Wasser vergeht wie im Flug. Sicher wird man zum Boot zurück gebracht oder nach einem Trift abgeholt. Das Roten Meer hat eine so gute Sicht, weil es sehr salzhaltig ist und das Wetter meist Sonnenschein hat. Es gibt keine starken Strömungen und auch selten Sprungschichten. Das Wasser ist auch in 30 Metern Tiefe genauso warm wie in 10 Metern. Im Winter liegt es bei 22 Grad, im Sommer bis 28 Grad.
Zurück am Boot wird jedem aus dem Wasser geholfen. An den Leitern, die mit und ohne Flossen gut zu besteigen sind, steht das Personal und hilft, auf das Boot zu kommen. Man wundert sich, warum es auf einmal so leicht am Rücken ist! Mit geübter Hand wurde die Flasche bereits abgemacht.
In Ruhe präpariert man seine zweite Tauchflasche um sich dann in der Sonne zu trocknen, während das Boot den nächsten Tauchspot anfährt. Doch nicht einschlafen! Jetzt ist Mittagszeit und es duftet bereits nach gutem Essen. Die Glocke signalisiert, dass angerichtet ist. Es gibt immer Salate und warmes Essen. Je nach Tauchbasis und Geschmack des Koches Fisch, Fleisch oder auch mal Leber, Nudeln, Kartoffeln, Auberginen. Das gute ägyptische Brot darf nicht fehlen. Danach wird die Oberflächenpause ein bisschen ausgedehnt, damit man nicht mit vollem Bauch den zweiten Tauchgang startet.
Nach dem zweiten Tauchgang packt man seine Sachen in die Kiste und genießt den Heimweg. Zwischen vier und halb fünf kommt man in der Tauchbasis wieder an. Entspannt verlässt man das Boot, da auch jetzt das Equipment von der Mannschaft zurückgebracht wird. In manchen Tauchbasen bekommt man seine Sachen sogar ausgewaschen. Jetzt ist noch Zeit für das obligatorische Dekobier.
Habe ich euch neugierig gemacht? Ein Tauchtag kostet zwischen 60,00€ und 85,00€, je nachdem, wie viele Tauchgänge man bucht. Auch für Nichttaucher ist ein Tag auf dem Boot zum Schnuppertauchen oder Schnorcheln ein Erlebnis.
Sicherheit:
Natürlich wurde im Rahmen der Hygienekonzepte auch die Basen überprüft.
Zur Zeit dürfen maximal 50% der möglichen Bootsgäste laut Lizenz aufgenommen werden.
Das Equipment wird desinfiziert und einzeln verpackt.
Übrigens: Sollte trotz aller Vorsicht doch einmal ein Dekounfall passieren, ist in Hurghada an der Airportroad die Dekokammer mit einer deutschsprechenden HNO Ärztin, Dr. Henneh (+20 122 6391450)!
Also: Keine Ägyptenaufenthalt ohne das Meer von unten gesehen zu haben! Und ein Tauchschein kann während des Urlaubes mit deutschen Tauchlehrern gemacht werden! Worauf wartet ihr noch??
Grüße Euer Fair Holiday Team Astrid und Andreas